Was tun wenn Feedback schmerzt

Lesezeit: 4 Minuten

von Vincent Maria Klein am August 10th at 12:52pm

Weil ich auf dem Land lebte, konnte ich es nicht erwarten, endlich meinen Führerschein zu machen. Ich begann 13 Monate vor meinem 18. Geburtstag mit dem Theorieunterricht. Auf meine Prüfung bereitete ich mich gründlich vor. Nach meiner Einschätzung sehr gründlich.

Dann kam der große Tag. Meine Oma war zu Besuch und hatte extra eine Flasche Wein gekauft. Diese wollten wir im Anschluß gemeinsam genießen.

Ich gab mein Bestes, gab meine Bögen ab und verließ den Raum.

Als ich später als einer der letzten reingerufen wurde, offenbarte mir der Prüfer: „18 Fehlerpunkte, Herr Klein. Es tut mir leid!“

Durchgefallen. Autsch! Das schmerzte.

Dieser Moment ist unvermeidlich. Er kommt immer wieder. In kleiner und großer Form. Der Moment, in dem wir das hören, was wir nicht hören wollen. Das, was unangenehm ist. Das, was schmerzt und uns betrübt.

  • Als ich von der Zeugniskonferenz hörte, auf der entschieden worden war, dass ich keine Empfehlung für´s Gymnasium, sondern nur eine für die Realschule erhalten sollte.

  • Als ich von meinem ersten Jugendleiter die Rückmeldung bekam, dass ich doch bitte mindestens eine Bibelstelle in meinen Input einbauen sollte.

  • Als ich am Anfang meiner pastoralen Ausbildung auf Arroganz und Respektlosigkeit hingewiesen wurde, die ich während einer gewissen Zeit an den Tag gelegt hatte.

Welche Erinnerungen du auch haben magst. Welche Erfahrungen du auch immer gemacht hast oder gerade machst. In jeder einzelnen Situation liegt es in deiner Hand, folgende Entscheidung zu treffen:

Bitter oder besser werden?

Meine Erfahrung und Überzeugung ist: Jede solcher Situationen hat das Potential uns besser und stärker werden zu lassen. Oder aber an uns zu nagen und uns ein Stück weit zu zerstören.

König David war jemand, der zur Zeit der Bibel eine richtige „Breitseite“ abbekam.

Er wurde vom Propheten Nathan deutlich damit konfrontiert, dass er sich des Ehebruchs und des Mordes schuldig gemacht hatte. Das geschah noch dazu in öffentlichem Rahmen (2.Samuel 12,1-10).

Er hatte eindeutig in´s Klo gegriffen. Das wurde ihm in diesem Moment deutlich.

Um genau zu sein hatte König David sogar mit Uria´s Frau, Batseba, geschlafen, als dieser für ihn auf dem Schlachtfeld stand. Dabei wusste David, dass sie verheiratet war. Als sie dann von ihm schwanger wurde gab er Befehl ihren Mann umbringen zu lassen.

Das sind die erschreckenden Tatsachen. Wirklich spannend ist aber nun David´s Reaktion auf diese Erkenntnis …

Psalm 51: Fünf Entscheidungen, die es zu treffen gilt wenn Feedback schmerzt

1. Empfänglich zu sein. Korrekturfähigkeit und Lernwilligkeit zählen im Berufsleben zu den wichtigsten Eigenschaften. Warum sollten sie in unserem geistlichen Leben von weniger Bedeutung sein

Lassen wir Korrektur an uns heran? - Oder sind jegliche Türen verschlossen?

In den ersten beiden Versen von Psalm 51 lesen wir, dass Nathan durchkam. Er wurde nicht von Wachen aufgehalten. Er hatte Zugang.

Hat Gott Zugang zu meinem Herzen?

Unser Praktikant wohnt zur Zeit bei uns. Er hat von uns einen Schlüssel zu unserer Wohnung bekommen. - Er kann kommen und gehen wann er will. Was er auch tut.

Hat Gott uneingeschränkten Zugang bei dir? Oder ist er jemand, der sich um einen Termin bemühen muss? Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Nathan, als geachteter Prophet, einen leichten Zugang zum Hof des Königs hatte.

Es spricht sehr für David, dass er ihn empfing, anhörte und reagierte …

2. Mit der Botschaft zu arbeiten. Eine wichtige Lektion über Feedback: ICH entscheide, was ich damit mache. Es ist möglich, es sich anzuhören, zu danken und das Gesagte dann zu bewegen.

Gott spricht in unterschiedlicher Form direkt zu uns. Oft gebraucht er aber auch andere. Die liegen nicht immer richtig. Aber deswegen ist es wichtig damit zu arbeiten.

Wie kann das aussehen?

  • Darüber schlafen (Nicht alles muss am selben Tag entschieden werden.)

  • Darüber beten („Gott, wenn das von dir ist, bestätige es bitte!“)

  • Darüber sprechen (Mit einer oder zwei Personen des Vertrauens.)

Lassen wir die Korrektur in uns arbeiten? - Oder weisen wir sie pauschal ab?

David reagierte sofort. Er erkannte die Parabel und wurde sich seiner Schuld bewusst (Psalm 51,3-6).

3. Meinen Selbstwert nicht zu verlieren. Man fühlt sich als König und wird als Sünder überführt. - Das schmerzt. Wie oft geht es uns in unserem Leben so … Noch in einem Moment fühlen wir uns so selbstsicher und gut. Im nächsten dann klein und eingeschüchtert.

Vor allem, wenn wir das, was worauf wir hingewiesen werden, selbst nicht gesehen haben.

American Football-Spieler kennen ihn als „Blind side“, … Ärzte und Psychologen als blinden Fleck und Autofahrer als toten Winkel: Den Bereich, den man selbst nicht einsehen kann.

David war in der Lage Buße zu tun ohne sich selbst zu verdammen (Psalm 51,9). Er war sich seiner Schuld bewusst, bereute diese und sah sich trotzdem durch Gottes Augen. Nämlich als jemand, der seinen Wert nicht verloren hatte.

Selbst wenn wir sündigen verlieren wir nicht unsere Würde bei Gott. Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht (Offenbarung 5,9-10). Davon weicht er nicht ab.

4. Meine Freude nicht zu verlieren. Es dauerte Wochen, sogar Monate um mich von einigen Rückmeldungen „zu erholen“. Die große Gefahr besteht darin, innerlich das Handtuch zu werfen. Wenn wir unsere Freude nicht wiedererlangen, verlieren wir an Stärke (Nehemia 8,10).

Es ist durchaus möglich, dies nicht aus unserer eigenen Kraft zu schaffen. - Wie gut, dass wir Gott um Hilfe bitten dürfen. Eine weitere Sache, die David tat (Psalm 51,10 & 14).

5. Mein Lob nicht einzustellen. So wie mein Lächeln sterben und mein Lachen ausbleiben kann, so kann mein Mund sich verschließen. Es kann zur Qual, ja sogar unmöglich werden, Gott zu loben.

Doch auch darüber dürfen wir mit unserem Vater im Himmel sprechen. David´s Bitte an Gott lautete „Herr, öffne meine Lippen, damit ich dich lobe.“ (Psalm 51,17).

„Bete am härtesten wenn es am härtesten ist zu beten.“ TobyMac

Ein geeignetes Gebet für solch eine Situation, kann auch Psalm 34 sein. Hier eine gesungene Version.

Welche Erfahrungen hast du mit Feedback gemacht? Wie reagierst du wenn du eine Rückmeldung bekommst, die dich nicht erfreut? Schreibe doch einen Kommentar.

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